Gedankengang: Harmonie



Die Harmonie zwischen Pferd und Reiter…ist DAS was im Dressursport bewundert wird.

Ein wie von Zauberhand tanzendes Pferd … jeder Schritt bestimmt und platziert. Es ist wundervoll anzusehen, wenn zwei völlig verschiedene Existenzen zu einer eleganten Einheit verschmelzen und dahin zu fliegen scheinen. Sie absolvieren gemeinsam schwierigste Lektionen in Leichtigkeit.

Die Faszination Dressursport packt einen, wenn man Idole im Viereck sieht und eben „nichts sieht“!

Chinesisches Zeichen für Harmonie

Viele eifern diesem Ideal nach – ich bin eine davon. Ich bin seit Jahrzehnten dabei – daher habe ich mir auch das Chinesische Schriftzeichen für Harmonie als Symbol ausgesucht und nicht meine Initialen. Ich habe mich folglich auch mit der Frage beschäftigt, wie Harmonie entsteht und was alles dazu gehört, damit diese zwischen Tier und Mensch möglich wird.

Es gibt viele Lehrmeister unendlich viel Literatur, Bücher und heutzutage natürlich auch Chats und Internetportale und und und… die zunehmend vermeintlich DEN einen Weg zur Harmonie zwischen Pferd und Reiter beschreiben.

Es gibt immer mehr Menschen, die relativ schnell eine Philosophie entwickeln, die logisch und sinnvoll erscheint, wie man diese vollkommene Harmonie „mal eben“ erreicht.

Fakt ist:
Wenn wir die 100 %-Harmonie Pferd+Reiter als Kuchen backen wollten, wären die Zutaten:

a) käuflich: talentiertes (oder sogar ausgebildetes) Pferd
b) nicht käuflich:sportlich talentierte/r Reiter(in) mit
Fleiß, Disziplin, Ehrgeiz, Ausdauer, Mut, Glaube, Feinfühligkeit, Tapferkeit, Aufopferung, Durchhaltevermögen, Freude an den kleinen Erfolgen -…
diese Person ist darüber hinaus gut im Umgang mit:
Fehlern, Spott, Tränen, Enttäuschungen, Ablehnung, Zweifeln, Kritik, Risiken, Verzicht, Frost und Hitze
Ergebnis:Aller Voraussicht nach wird es diesen Kuchen nie geben.

Die Faszination Dressursport ist im Backstage-Bereich daher eher ein ständiges Streben – oder:
ein unendlich langer Weg – eine Abenteuer-Reise, die dem Reisenden sehr viel abverlangt, um so weit wie möglich zu kommen. Die Belohnung: Immer wieder erlebte kleinere und größere „magic moments“ im Training. Unglaubliche persönliche Momente in einer Turnierprüfung und individuelle Einzelerfolge, die nirgendwo stehen. (… denn die Richter kennen die Schwächen im Training nicht)

Aber natürlich auch das wunderbare Fest eine Ehrenrunde (als Sieger/in) zu reiten, wenn der Erfolg „endlich“ objektiv greifbar wird.